Die klassische Homöopathie Ist eine ganzheitliche Heilmethode, die im Zeitalter Schillers, Bachs und Beethovens zur Zeit der beginnenden Aufklärung von Dr. Friedrich Christian Samuel Hahnemann entwickelt wurde. Die klassische Homöopathie hat sich seither in vielen Ländern unserer Welt verbreitet. Sie genießt einen hohen Stellenwert in Indien, Amerika und einigen Ländern Südamerikas. In Europa ist sie vor allem in England, Schweiz, Frankreich, Italien, den Niederlanden und in Deutschland sehr verbreitet.
Das Ähnlichkeitsprinzip
Similia similibus currentur formulierte Dr. Samuel Friedrich Christian Hahnemann vor ca. 200 Jahren. Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt, heißt es und damit ist auch das Wort „Homöopathie“ schon fast erklärt: Homoion (aus dem Griechischen) bedeutet das Ähnliche, und Pathos das Leiden. Hahnemann, ein kritischer, wissenschaftlich denkender Geist, überprüfte damals gebräuchliche Arzneien auf ihre Wirksamkeit am gesunden menschlichen Organismus. Dabei fand er heraus, dass diese Substanzen Beschwerden hervorriefen, ähnlich den Erkrankungen für deren Heilung sie bekannt waren. Der erste und berühmteste Versuch ist der Selbstversuch Hahnemanns mit der Rinde des Chinabaumes
gewesen. Ein Heilmittel, das für dessen hilfreiche Wirkung beim Wechselfieber, der Malaria bekannt war. Nach regelmäßiger Einnahme von Chinarinde litt Hahnemann unter Beschwerden, die denen der Malaria ähnelten. Die Erkenntnis aus
diesen Versuchen war: eine Arznei ist dann hilfreich, wenn sie in der Lage ist, der Erkrankung möglichst ähnliche Symptome zu produzieren. Auf diese Art und Weise überprüfte Hahnemann zahlreiche, ihm bekannte Wirkstoffe, um seine neue Theorie zu beweisen. Einen kleinen Selbstversuch zu diesem Thema kann man auch zuhause wagen: Bei einer Schlaflosigkeit, die sich vorzüglich in aufregenden Zeiten einstellt. Einhergehend mit Herzklopfen, sobald man liegt und einer mächtigen Gedankenfülle, die nicht zum Stillstand zu bringen ist, ist der Kaffee das Mittel der Wahl nach dem Ähnlichkeitsgesetz gedacht. Die Verschreibung nach der Ähnlichkeit hat bis heute ihre uneingeschränkte Gültigkeit in der homöopathischen Therapie.
Die Potenzierung
In über 50 Jahren Forschungsarbeit gelang Hahnemann die Entwicklung eines speziellen Herstellungsverfahrens, welches zu einer Minimierung eventuell toxischer Wirkungen einer Substanz führte, dabei jedoch die heilenden Effekte maximierte. Die Heilmittel werden in mehreren Schritten verdünnt und verschüttelt bzw. in Milchzucker verrieben. Dabei wird mit jedem Schritt die stoffliche Wirkung verringert, das heißt, die geistartige Kraft einer Substanz, oder auch die Information wird zunehmend vom ursprünglichen Träger gelöst und auf die neue Trägersubstanz, in diesem Falle Milchzucker übertragen. Dieses Verfahren nennt sich Potenzierung. Durch die Potenzierung gelingt es, die heilende Kraft einiger Substanzen zu entwickeln, die sie im unpotenzierten Zustand gar nicht zeigen. So entpuppt sich beispielsweise das Kochsalz in der Homöopathie als ein bewährtes Kummermittel, das erfolgreich bei unverarbeiteten Schicksalsschlägen
mit nachfolgender Depression eingesetzt werden kann. In roher Form auf dem Frühstücksei genossen, würde man diese Wirkung nicht für möglich halten. So werden in der klassischen Homöopathie alle Heilmittel in hoch potenzierter, also
hoch verdünnter und verschüttelter Form eingesetzt, so dass es sich niemals um eine stoffliche Wirkung handeln kann. Chemisch untersucht lässt sich in den hohen Potenzen keine Substanz mehr nachweisen. Durch die starke Aufschlüsselung des „Geistartigen einer Arznei“, um mit Hahnemanns Worten zu sprechen, zeigt sich eine tief greifende Wirkung oftmals erst in den hohen Potenzen. Heutzutage würden wir wohl eher von Informationen sprechen, oder von elektromagnetischen Schwingungen, kurz dem Immateriellen, das jeder Materie zugrunde liegt und durch die Potenzierung zur Wirkung kommt.
Die Vorgehensweise
Um im Behandlungsfall erfolgreich ein homöopathisches Mittel nach dem Ähnlichkeits-Modell verschreiben zu können, bedarf es einer genauen „Gesamtschau“ der Beschwerden. Dies ist die so genannte Anamnese, die das Wichtigste Instrument einer homöopathischen Behandlung darstellt. In einem oder mehreren ausführlichen Gesprächen mache ich mir als Homöopath ein genaues Bild über die körperliche und psychische Befindlichkeit des Menschen. Vorzüglich bei der Behandlung chronischer Erkrankungen bedarf es neben der genauen Erhebung der gesamten körperlichen Beschwerden einer genauen Erkundung aller maßgeblichen Lebensumstände und psychischen Eigenheiten des Patienten, um erfolgreich ein passendes „Simillimum“, das heißt ein ähnlichstes Mittel zu finden. Neben der genauen Anamneseerhebung sind eventuell medizinisch erhobene Befunde sowie eine körperliche Untersuchung notwendig und hilfreich. Ist die Anamnese beendet, braucht man als Homöopath in der Regel Zeit um das Vernommene zu analysieren und ein passendes Arzneimittel zu finden. In einigen Fällen ist die Idee des passenden Mittels schon so klar, dass es direkt verabreicht
werden kann.
Die Behandlung
Ein Erstgespräch dauert in der Regel 1½ bis 2 Stunden, in komplexen Fällen auch länger. Die Qualität einer homöopathischen Therapie hängt, gerade zu Beginn, sehr von Kontinuität und Rückmeldung des Patienten ab: Sorgfältig muss nach
einigen Wochen die Wirkung des eingesetzten Mittels kontrolliert und dokumentiert werden, um das weitere Vorgehen entscheiden zu können. In jedem Fall sollte daher nach vier bis sechs Wochen ein Kontrollgespräch zur Beurteilung der
Mittelwirkung stattfinden. Für die Kontrolltermine werden ca. 45 bis 60 Minuten Zeit benötigt. Je nach Gesundheitszustand kann sich eine homöopathische Therapie über mehrere Jahre und mehrere Verlaufsgespräche in unterschiedlichen
Abständen erstrecken oder auch nur über wenige Monate. In der Behandlung akuter Krankheiten findet selbstverständlich eine wesentlich engmaschigere Kontrolle statt, da in diesen Fällen ein Erfolg rasch absehbar sein muss.
Einsatzgebiete der klassischen Homöopathie
Die Homöopathie lässt sich sowohl in der Behandlung akuter als auch chronischer Beschwerden hervorragend einsetzen. Als Faustregel gilt immer: je akuter die Erkrankung, desto schneller die Aktion eines homöopathischen Mittels. Das heißt, ein passend eingesetztes Mittel hilft in akuten Fällen also innerhalb kürzester Zeit. Chronische Erkrankungen, je nach Ausprägung und Dauer, brauchen in der Regel einen längeren Behandlungszeitraum, „eine homöopathische Kur“, um mit Hahnemanns Worten zu sprechen. Ob es sich um eine akute Mittelohrentzündung, Bronchitis, rheumatoide Arthritis, chronisches Asthma, Neurodermitis oder Wahrnehmungsstörungen, Angstzustände, Depressionen handelt, um nur einige Beispiele zu nennen, spielt keine große Rolle. Maßgeblich für den Erfolg der Therapie ist einzig der Einsatz des passenden homöopathischen Heilmittels. In Fällen schwerer Erkrankungen kann es nötig sein, zunächst schulmedizinische Versorgung parallel zur Homöopathie einzusetzen, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten.
Die Arzneimittel
Nach einer abgeschlossenen Erstanamnese erhält man ein homöopathisches Arzneimittel. Je nach Gesundheitszustand handelt es sich dabei um eine homöopathische Hochpotenz, deren Wirkung eine zeitlang anhalten kann. Daher sind die
Gaben entsprechend gering: häufig erhält man nur einige Globuli (Streukügelchen) mit entsprechenden Einnahmehinweisen. In bestimmten Fällen kann auch eine regelmäßige Einnahme homöopathischer Tropfen nötig sein.
Die Kosten
Homöopathische Behandlungen werden von den meisten privaten Versicherungsträgern und Beihilfestellen zumindest teilweise erstattet. Besonders für die Behandlung von Kindern lohnt sich daher der Abschluss einer privaten Zusatzversicherung (neben der gesetzlichen Kasse).
Über den Autor:
Michael Leisten
Michael Leisten ist studierter Religionspädagoge sowie Master der Erwachsenenbildung und Heilpraktiker mit dem Therapieschwerpunkt Klassische Homöopathie nach Samuel Hahnemann.
Michael Leisten ist mittlerweile ein bekannter und gefragter Therapeut, Dozent und Buchautor zu dieser Thematik und Therapieform.